Die einen reden der Einfachheit halber vom „Zwigl“, die Verantwortlichen der Dietz AG nennen es bedeutungsvoll das „Logistikzentrum Rhein-Main Ost“. Die Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebietes Limes direkt an der Autobahn geht voran, jetzt wird der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt gestellt.
Wenn alles so läuft, wie die Verantwortlichen es sich wünschen, könnte bereits im Herbst mit dem Bau begonnen werden, sodass der erste größere Mieter der Dietz AG im Mai 2018 seine Hallen beziehen kann. 40.000 Quadratmeter sollen im ersten Abschnitt bebaut werden. Unterlagen für weitere 40.000 Quadratmeter liegen in der Schublade. Der Masterplan des Zweckverbands, dem die Kommunen Büdingen, Limeshain und Hammersbach angehören, umfasst 48 Hektar.
Lothar Klemm, Staatsminister a.D., ist Aufsichtsratsvorsitzender der Dietz AG aus Bensheim. Er stellte die Pläne mit den beiden Bürgermeistern Michael Göllner aus Hammersbach und Adolf Ludwig aus Limeshain sowie dem Vorstandsmitglied der Dietz AG, Markus Engelmann, vor. Die Dietz AG hat 160.000 Quadratmeter des bislang bestehenden Verbandsgebiets gekauft. Ein Umstand, der dem Zweckverband Planungssicherheit beschert.
Die Dietz AG hat über 23 Standorte in Europa, viele davon im Rhein-Main- und im Rhein-Neckar-Gebiet, und ein milliardenschweres Projektvolumen. „Hammersbach ist kein nebengeordneter Platz, sondern für uns ein ganz erhebliches Engagement“, betonte Klemm. Den ersten Bauabschnitt will er als Teil des Ganzen verstehen, das Vorhaben soll Schritt für Schritt vorangetrieben werden, um eine signifikante Größenordnung für das Rhein-Main-Gebiet zu erreichen.
Damit das Gesamtgebiet funktioniere, müssten gewisse Dimensionen erreicht werden, ergänzte Engelmann. Die Zeit spiele keine übergeordnete Rolle, für die Entwicklung habe das Unternehmen zwei bis vier Jahre eingeplant. 80.000 Quadratmeter seien regionalplanerisch gesichert, informierte der Vorstandsvorsitzende. 210.000 Quadratmeter Hallenfläche wären die größte Option. Die Dietz AG wird die Flächen, die sie vom Zweckverband gekauft hat, vermieten und, wie Klemm und Engelmann betonten, nicht weiterveräußern. Mit einem Generalunternehmer, der für eine namhafte deutsche Firma 10.000 Quadratmeter für sieben Jahre mieten möchte, befindet sich der Geschäftsführer eigenen Angaben zufolge in den letzten Verhandlungen. Zudem gebe es diverse Gespräche mit weiteren Mietinteressenten. Der erste Mieter hat die Rolle des Zugpferdes. Der müsse potent und stark sein, erklärte Klemm. Den Namen wollte er aber noch nicht nennen.
Das Gebiet an der A 45 liegt in zwei Landkreisen und unterliegt zwei Planungseinheiten. Das macht das Ganze kompliziert, die Wege zwischen dem Regionalverband Frankfurt/RheinMain und dem Regierungspräsidium Darmstadt als Genehmigungsbehörden sind verschachtelt. Der Regionalplan Südhessen, das verdeutlichte Bürgermeister Michael Göllner, sei nicht in Stein gemeißelt und, das brachte der ehemalige Staatsminister zum Ausdruck, lag zudem in seiner Prognose von vor acht Jahren gründlich daneben. Damals habe die Genehmigungsbehörde den Zweckverband in seinem Wunsch, gleich 48 Hektar zu erschließen, mit dem Verweis auf eine bedarfsgerechte Planung ausgebremst. „Die regionalplanerische Entscheidung war politisch und ist völlig an der Entwicklung des Marktes vorbeigegangen“, sagte Klemm. Heute wisse man, dass Logistikunternehmen die „großen Brocken“ suchen. Die seien im Rhein-Main-Gebiet mittlerweile rar.
Nach Überzeugung der Beteiligten handelt es sich hier um ein Filetstück. Und wenn Lothar Klemm über den Regionalplan Südhessen spricht, klingt es ein wenig, als schicke er diesen Hinweis betont an die Adresse der Genehmigungsbehörde. Übersetzt könnte der Hinweis lauten: „Wir brauchen die 48 Hektar, erkennt das Potenzial, seid kein Hemmschuh.“ Wölfersheim, wo gerade Landwirte und die Kirchen gegen die Entstehung eines Rewe-Logistikzentrums mobilmachen, ist keine 30 Kilometer entfernt.
„Die Ausweisung der Bauflächen wird hier nur bedarfsgerecht beantragt, wenn konkrete Projekte anstehen“, betonte Michael Göllner. „Wir planen nicht ins Blaue hinein, sondern haben einen Masterplan.“
Die Investoren rechnen mit mindestens 50 Mitarbeitern pro 10.000 Quadratmetern Fläche. Im Schnitt liege man bei anderen Projekten weit darüber, die Varianz der Arbeitsplätze sei vielschichtig – vom Arbeiter bis zum Spezialisten. „Ob auch genügend Fachkräfte vor Ort sind?“, lautete in der Vergangenheit immer wieder die Frage von potenziellen Mietern. Im Moment führt die Dietz AG Gespräche mit dem ÖPNV, um im neuen Gewerbegebiet eine Bushaltestelle zu bekommen.
Es sei eine willkommene Möglichkeit, um die Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen, und nicht, wie noch vor 30 Jahren, die Menschen in die Zentren, stellte Göllner fest. Damit habe man den Verkehrskollaps gefördert. Zudem beschere das Gewerbegebiet den Kommunen Gewerbesteuer. Diese hänge von der Wertschöpfung der Arbeitsplätze und dem Gewinn der ansässigen Unternehmen ab.
Quelle: Kreis-Anzeiger 30.06.2017